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Seit einigen Monaten liest man in der Zeitung immer wieder
Artikel, die zumindest ein klein wenig Hoffnung machen. Eine zunehmende
Zahl von Gemeinden erkennt offensichtlich den Wert der Natur, der auch für
den Menschen von großer Bedeutung ist. Das Thema Insektensterben, das seit
einiger Zeit in den Fokus der Wissenschaft , aber auch der Medien geraten
ist, weist einen direkten Zusammenhang mit der Verdrängung der
Blühpflanzen auf.
Diejenigen Gemeinden, die seit einigen Monaten bzw. Jahren
bemüht sind, Blumenwiesen anzulegen, haben das Problem erkannt und setzen
sich durch Veränderung der in vielen Orten vorhandenen Freiflächen in
blühende Parzellen für den Erhalt der Natur, der Blühpflanzen und damit
auch der Insekten ein.
Die Dezimierung der Insektenzahl steht in direktem
Zusammenhang mit der Abnahme der Blütenpflanzen. Es gibt viele Gründe für
dieses langsame Aussterben der Pflanzen, an dieser Stelle möchte ich mich
auf das Bemühen einzelner Gemeinden oder auch Privatpersonen,die letzten
Blütenreservate zu retten, beschränken.
Manche Gemeinden scheinen diesen Trend nicht erkannt zu haben
oder ignorieren ihn einfach. Als Beispiel möchte ich einmal die Gemeinde
Burg/Dithmarschen herausgreifen und mein (bislang erfolgloses) Bemühen
etwas genauer darstellen.
Im September 2018 nahm ich erstmals Kontakt zur Gemeinde Burg auf, da ich
feststellte, dass in Burg immer mehr Grünflächen in Schotterflächen
umgewandelt wurden. Ich habe der Gemeinde vorgeschlagen, mit der Stiftung
Naturschutz, die in Schleswig-Holstein eine Vorreiterrolle bei der
Wiederansiedlung heimischer Pflanzen übernommen haben, Kontakt aufzunehmen. Der damalige
Bürgermeister, Walter Arriens (†), hat das Thema daraufhin auf die
Tagesordnung der nächsten Gemeindevertretersitzung gesetzt.
Dort wurde folgendes beschlossen:
Der Antrag des Bürgers Dieter Grade wird zur Kenntnis genommen. Eine
Umgestaltung der Flächen soll nicht vorgenommen werden. Dieter Grade soll
durch die Verwaltung ein Antwortschreiben erhalten, das man sich dem Thema
Naturschutz bewusst ist und sehr ernst nimmt. Die Umsetzung liegt allein
bei der Gemeinde Burg (Dithm.).
In den darauffolgenden Monaten wurden immer mehr Schotterflächen angelegt,
allerdings auch Narzissenbeete. Ich habe mehrfach versucht, Denkanstöße zu
geben. Zum Beispiel halte ich Narzissenbeete für nicht sehr zielführend.
Narzissen sind nach 2 - 3 Wochen verblüht. Zurück bleibt eine reine
Grasfläche sowie die vergilbenden Blätter der Blumen, so dass die Insekten für den Rest des Jahres
in solchen Grünflächen keine Nahrung finden.
Die heutige Bürgermeisterin Daniela Niebuhr hat
da offensichtlich eine eigene Auffassung des Naturschutzgedankens. Sie
begründet die Vorgehensweise der Gemeinde damit, dass mit der Schaffung
solcher Schotterflächen die Insekten geschützt werden!! Das mag für die
meisten unter Ihnen ein Widerspruch zu den allgemeinen Ansichten sein.
Frau Niebuhr hat da aber eine Begründung, die sehr (!!) abenteuerlich
klingt.
Sie ist der Auffassung, dass die Schotterflächen
dazu führen, dass sich an den Straßenrändern weniger Insekten aufhalten
und somit die Gefahr, dass sie durch Fahrzeige erfasst und getötet werden,
radikal vermindert wird.
Sehr geerte Frau Niebuhr,
ich werde einmal den
Naturschutzverbänden und Behörden vorschlagen, dass Ihre Theorie
landesweit in den Insektenschutz einfließen sollte. Das heißt z.B., dass an
allen Straßenrändern die Grünstreifen durch Schotter ersetzt werden
sollten.
In der Hoffnung, dass Sie Ihre
naturfeindliche bzw. naturzerstörerischen Auffassung bald
selber erkennen, grüßt Sie
Dieter Grade
Man muss schon sehr naiv sein, einer derartigen Aussage zu glauben. Ich
vermute, dass Frau Niebuhr ihre Begründung für die vemehrte Anlage von
Schotterflächen selber nicht glaubt, denn als ich Frau Niebuhr fragte, ob
ich ihre Formulierungen für einen Leserbrief verwenden dürfe, verweigerte
sie mir diese Erlaubnis.
In Gärten sind solche Schotterflächen bereits verboten:
Landesbauordnung für das
Land Schleswig-Holstein (LBO) Vom 22. Januar 2009
§ 8
Nicht überbaute Flächen der
bebauten Grundstücke, Kleinkinderspielplätze
(1)
Die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind
1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
2.
zu begrünen oder zu bepflanzen,
soweit dem
nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen
entgegenstehen. Satz 1 findet keine Anwendung, soweit Satzungen
Festsetzungen zu den nicht überbauten Flächen treffen.
(2) Bei der
Errichtung von Gebäuden mit mehr als zehn Wohnungen ist auf dem
Baugrundstück oder in unmittelbarer Nähe auf einem anderen geeigneten
Grundstück ein ausreichend großer Spielplatz für noch nicht
schulpflichtige Kinder (Kleinkinder) anzulegen, dessen dauerhafte Nutzung
für diesen Zweck öffentlich-rechtlich gesichert sein muss. Dies gilt
nicht, wenn in unmittelbarer Nähe eine Gemeinschaftsanlage oder ein
sonstiger für die Kinder nutzbarer Spielplatz geschaffen wird oder
vorhanden oder ein solcher Spielplatz wegen der Art und der Lage der
Wohnung nicht erforderlich ist. Bei bestehenden Gebäuden nach Satz 1 kann
die Anlage von Spielplätzen für Kleinkinder verlangt werden, sofern auf
dem Baugrundstück die benötigten Flächen in geeigneter Lage und Größe
vorhanden sind. Die Gemeinde kann durch Satzung für genau abgegrenzte
Teile des Gemeindegebietes bestimmen, dass für bestehende Gebäude nach
Satz 1 Spielplätze für Kleinkinder anzulegen sind.
Da wäre es doch angebracht, als Gemeinde eine Vorbildfunktion zu erfüllen.
Aber die Gemeinde Burg nimmt sich das Recht heraus, den eigenen Geschmack
in solchen "Kunstwerke" umzusetzen.
Und es geht auch nicht nur um die Zerstörung natürlicher
Ressourcen,
sondern darum, wie nach einiger Zeit diese sterilen Beete erhalten werden.
Wenn das erste Unkraut sprießt, ist es nicht damit getan, mit der Hacke
einmal durchzureißen (bei Schotterflächen gar nicht möglich). Also ist
abzusehen, dass in großem Umfang Herbizide eingesetzt werden udn damit die
Belastung der Umwelt weiter vorangetrieben wird.
Ein Beispiel des Umdenkens:
Baden Württemberg verbietet Schottergärten
... Verboten sind Schottergärten auch in Schleswig-Holstein seit 2009!
Wann fängt die Gemeinde Burg an, sich den Umweltproblemen zu stellen?
Noch haben die persönlichen Bedürfnisse der
Gemeindevertreter von Burg für sie eine höhere Priorität als ein durch Vernunft
geprägter Umweltgedanke.
Ich werde diesen Fall auf diesen Seiten demnächst noch ausführlicher
dokumentieren und hoffe, dass Burg bald auch mit einer umweltgerechten
Haltung werben kann.
Am 31.7.2020 wurde im ZDF ein Bericht über diese Schottergärten gezeigt.
Unter "Schottergärten" ist ein sehr ausführlicher Bericht zu diesem Thema
zu finden. Nachdem ich mir diesen Film angesehen habe, kann ich nur
hoffen, dass die Bürgermeisterin von Burg die Fakten, die in dem Beitrag
genannt wurden, nicht kennt. Denn sonst hätte ich den Verdacht, dass die
Entscheidung, die natürlichen Flächen Burgs zu zerstören, reinen Eigennutz
darstellt.
hier noch ein paar weitere Flächen, die zeigen, wie man in Burg der Natur
den Garaus macht. Manchmal werden einige Pflanzen dazugesellt, diese haben
dort aber nach meinem Empfinden nur eine reine Alibifunktion:
Am 17.2.2021 habe ich einen Appell an die
Bürgermeisterin geschrieben:
Sehr geehrte Frau Niebuhr,
ich möchte wieder einmal versuchen, Ihr
Gewissen ein wenig zu beeinflussen. Ich habe soeben einen Filmbeitrag des
ZDF gesehen (Thema: „Zugekiest und zugeschottert - Wie Deutschlands Gärten
versteinern“). Ich empfehle Ihnen, diesen Beitrag der Reihe „planet e“
auch einmal anzuschauen. Vielleicht wird dadurch Ihr Gewissen der Natur
und den Menschen gegenüber doch noch einmal zum Positiven verändert.
Zumindest ist das meine Hoffnung. Ich möchte Ihnen ein paar Fakten, die in
dem Film erwähnt werden, nennen:
1.
Schottergärten tragen zum Insektensterben bei.
2.
Pflegeleich sind solche Gärten nur unter
Einsatz von Herbiziden.
3. Das aufgeräumte Grau soll den Anschein
erwecken, dass in der Gemeinde alles „sauber“ ist.
4. Das Material für Schottergärten kommt aus
Belgien, Italien, aber auch China, Indonesien und Brasilien. In dem Film
wird darauf hingewiesen, dass es in den Steinbrüchen immer noch
Kinderarbeit gibt (Quelle: Kindernothilfe) und selbst bei zertifizierten
Produkten nicht klar ist, ob Kinder bei der Gewinnung beteiligt waren.
Könnte man behaupten, dass der Gemeinde Burg gar nicht bewusst ist, dass
sie u.U. Kinderarbeit fördert?
5. Für die
Gewinnung von Schotter wird immer wieder Wald gerodet, z.T. sind auch
Naturschutzgebiete betroffen. Damit ist der Schaden mehr als doppelt so
hoch, als es auf den ersten Blick erkennbar ist, denn es werden für die
Gemeinde Burg Naturwälder zerstört, die Gemeinde bleibt aber bei Ihrer
Meinung, etwas „Gutes zu tun“ – wie verlogen ist das eigentlich?
Ein Unternehmer formuliert es in dem Film so:
„Es findet ein Umdenken statt. Das befürworten wir – Schaffung von
Naturgärten … Naturstein und Naturgärten spielt eine große Rolle zusammen
….“
In Wikipedia findet man für den Begriff
„Natur“ folgende Definition „Man unterscheidet zwischen „belebter Natur“
(„biotisch“, z. B. Pflanzen, Tiere) und „unbelebter Natur“ („abiotisch“,
z. B. Steine, Flüssigkeiten, Gase).“ Schottergärten gehören damit zu der
„unbelebten Natur“ … anders ausgedrückt zur „toten Natur“.
Die tote Natur wird
weiterhin von der Gemeinde Burg in Dithmarschen gefördert, obwohl das
gegen den § 8 Absatz 1 Satz 1 der Landesbauordnung
(LBO) verstößt! Ich werde einmal
beantragen, dass Burg mit dem „Terror Gardening Award“ ausgezeichnet wird.
Das ist eine monatliche Auszeichnung für Gemeinden, in denen besonders
viele Schotterfläche „gepflegt“ werden.
(Hier)
sehen Sie einen Erlass des Ministerium für Inneres, ländliche Räume,
Integration und Gleichstellung bei, mit dem die Behörden am 24.11.2020
über diese Vorschriften informiert wurden. Sollte sich nicht in naher
Zukunft etwas an der Haltung der Gemeinde Burg ändern, werde ich weitere
Schritte gegen diese Naturzerstörung einleiten.
Mit freundlichen Grüßen Dieter Grade
Bis heute habe ich darauf keine Antwort bekommen. Ich vermute einmal, dass
der Bürgeremeisterin langsam bewusst wird, dass in der Gemeinde bzgl. des
Naturschutzes einiges schief läuft und sie das nicht zugeben mag. Dazu
müsste man ja eingestehen, dass man in den letzten Jahren immer wieder
Fehler gemacht hat. Oder sie verharrt auf längst überholten Ansichten:
"Die Gemeinde muss schier aussehen!"
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